Vivekananda-Schule

Kurzprofil

Die Vivekananda-Schule wurde 1976 vom Bonner Historiker und Pädagogen Dr. Shiva-Kumar Sharma in Jogiwala, Dehradun gegründet. Sie ist durch die Erziehungsbehörde CBSE der zentralen Regierung in Delhi anerkannt. Fast 1000 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit die 1. bis 12. Klasse der Schule. Sie kommen aus den umliegenden Stadtteilen und Dörfern; schuleigene Busse holen Schülerinnen und Schüler aus weiter entfernten Gegenden ab und bringen sie nach der Schule nach Hause zurück.

Die Schule besitzt 33 Klassenräume, eine Bibliothek, einen Computerraum und drei wissenschaftliche Labore, außerdem eine Mehrzweckhalle, einen Basketballplatz und ein befestigtes Schulgelände für die morgendliche Versammlung, die Pause, Sport- und Tanz-Veranstaltungen und größere Festlichkeiten. Zusätzlich gibt es ein separates Bürogebäude und Räume für Gärtner und Wächter. Auch ein Internatsgebäude und eine Kantine gehören zu der Anlage sowie zwei Grundschulen in der näheren Umgebung. Inzwischen ist in der Schule ein Internetzugang vorhanden, der für Verwaltungsaufgaben genutzt, aber auch den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt wird.

An der Vivekananda-Schule findet an sechs Tagen die Woche Unterricht statt, in der Regel acht Stunden pro Tag. Im Schnitt betreut ein Lehrer zwischen 30 und 40 Schüler/innen pro Klasse. Folgende Fächer werden unterrichtet: Sanskrit, Hindi, Englisch, Mathematik, Biologie, Physik, Chemie, Informatik Geschichte, Sport, Musik, Kunst, Politik, Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Buchhaltung. In der Oberstufe bietet die Vivekananda-Schule drei Vertiefungsmöglichkeiten an: den naturwissenschaftlichen Zweig, den Wirtschaftszweig und den künstlerischen Zweig. Für dieses Unterrichtsangebot wurden über die vergangenen 20 Jahre hinweg entsprechende Räumlichkeiten und Labore eingerichtet.

Durch zahlreiche Aktivitäten, die über das alltägliche Unterrichtsgeschehen hinausgehen, wie z.B. Projektarbeit, Exkursionen oder Gastvorträge, wird die Schülerschaft der Vivekananda-Schule zu Selbstständigkeit und eigenverantwortlichem Handeln angehalten. Zum Kollegium der Vivekananda-Schule gehören derzeit 36 Lehrerinnen und sechs Lehrer; einige von ihnen waren selbst Schüler/-innen an der Vivekananda-Schule.

Da viele der Eltern keine Berufsausbildung haben, und als Bauern nur über ein geringes Einkommen verfügen, werden an der Vivekananda-Schule auch Kurse zur Erwachsenenbildung angeboten. Dieses Angebot soll in Zukunft noch weiter ausgebaut werden.

Neben der Vivekananda-Schule in Jogiwala gehören zwei weitere Schulen zum Schulprojekt. In dem Dorf Nawada nahe Jogiwala wurde im Jahr 1993 eine Dorfschule mit Kindergarten gegründet. Oftmals ist der Weg nach Jogiwala für die kleinen Kinder zu lang, da die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln in Indien nicht so unproblematisch ist, wie man es aus Europa kennt. Da in Nawada nur die unteren Klassen angeboten werden, können die älteren Schülerinnen und Schüler die „große“ Vivekananda-Schule in Jogiwala zur Fortsetzung ihrer Schulausbildung besuchen. Hierzu wurde durch Spenden ein eigener Schulbus angeschafft.

Im Jahr 2008 wurde auf Anregung einer ehemaligen Schülerin der Vivekananda-Schule im Dorf Bhur (50 km nördlich von Dehradun) der Grundstein für die Unterstützung eines weiteren Schulprojektes gelegt. Bhur liegt auf einem kleinen Hochplateau in der Nähe von Dehradun.  Die Bewohner sind arm, da die hügelige Landschaft keine ertragreiche Landwirtschaft ermöglicht. Die Bauern besitzen sehr kleine Grundstücke; auf ihnen bauen sie fast in Monokultur nur Ingwer und Kurkuma an. Die spärliche Ernte reicht ihnen und ihren Familien gerade zum Überleben. Der Panchayat (Dorfrat) förderte das Anliegen, eine Schule zu gründen, zunächst durch Bereitstellung eines Gemeindehauses mit zwei Räumen als provisorisches Schulgebäude. Später wurde ein Grundstück von 2000 m² für den Bau der Schule geschenkt. Für die Bauern in Bhur und die Familien in den Nachbarorten ist es ein Glücksfall, eine Schule im Ort zu haben. Seit dem Jahr 2011 ist das dortige Schulgebäude fertiggestellt.

Einblicke in das Schulleben gibt auch die Homepage der Vivekananda-Schule:

http://www.vivekanandaschool.edu.in/

Der Schulgründer

Dr. Shiva-Kumar Sharma (1935-2013) gründete 1976 die Vivekananda-Schule – eine Schule, die anders sein sollte, als die Schulen, die er selbst in Indien erlebt und kennengelernt hatte. Nach dem Studium der Fächer Geschichte, Englisch und Sanskrit am DAVI College in Dehradun nahm Dr. Sharma 1963 eine Stelle als Lehrer an einer privaten Internatsschule in Dehradun an, an der, wie an vielen anderen kolonial geprägten Schulen bis zum heutigen Tag, ein streng elitärer Geist, den Herr Sharma in seinen ersten Jahren als junger Lehrer zunehmend kritisch sah. Als er 1967 diese Schule verließ und nach Deutschland ging, um in Bonn im Fach Geschichte zu promovieren, war in ihm die Vision gereift, möglichst bald nach Dehradun zurückzukehren und eine andere Art von Schule zu gründen, eine Schule, auf die alle Kinder aus der Umgebung der Schule, Jungen und Mädchen, ohne Rücksicht auf ihre Kasten- und Religionszugehörigkeit oder auf ihre finanzielle Lage, gehen könnten.

1976 – Herr Sharma hatte mittlerweile in Deutschland geheiratet und in Bonn eine Familie gegründet – wurde aus dieser Vision Wirklichkeit. Aus Spenden, die er in seinem Freundeskreis in Deutschland und Indien mit großem Einsatz gesammelt hatte, entstanden in einem kleinen überdachten Raum im Dorf Jogiwala zunächst ein Kindergarten und eine Grundschule. Ein Jahr nach ihrer Gründung hatte die Schule bereits 21 Schülerinnen und Schüler, die von einer Lehrerin unterrichtet wurden.

Die neue Schule wurde nach Swami Vivekananda (1863–1902) benannt, einem Mann mit einer vielschichtigen Persönlichkeit. Er hatte unter anderem erkannt, dass Bildung der Schlüssel dazu ist, die Lebenssituation eines Menschen hin zum Besseren zu verändern. Diese Einsicht beeindruckte und beeinflusste Dr. Shiva-Kumar Sharma maßgeblich. Die Bildung aller Schichten, besonders die Bildung der Frauen war auch ihm ein zentrales Anliegen.

1981 zog die Schule zum heutigen Standort um. Dort hatte der damalige Dorfvorsteher kostenlos Land zur Verfügung gestellt. Zwei Jahre später legten erstmals Schüler die Abschlussprüfung für Klasse 5 ab. 1986 wurde die Vivekananda-Schule als Junior High School anerkannt. 1992 machten erstmals Schüler die Abschlussprüfung nach Klasse 10, 1996 das „Abitur“ nach Klasse 12.

Unterstützt wurde der Aufbau der Schule in all diesen Jahren durch großzügige private Unterstützung aus Deutschland und Indien. Herrn Sharma war es gelungen, viele Freunde und Bekannte von der Arbeit vor Ort zu überzeugen und einen Verein zu gründen, den Indischen Schulverein e.V. Unterstützt wurde das Schulprojekt auch durch das Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit (damals noch „Bundesministerium für Entwicklungshilfe“) und die UNESCO in Paris.

So hat sich die Vivekananda-Schule bis heute zu einer in Dehradun bekannten Higher Secondary School entwickeln können. Es handelt sich um eine staatlich anerkannte Schule in privater Trägerschaft, die kein Geld der Landesregierung erhält. Schulträger ist ein eingetragener Verein, die Indian School Society regd soc.